by Florian Wacker (Uraufführung)
Stage Director: Johannes Schmid
Choreography: Anna Holter
Stage & Costume design: Michael S. Kraus
Music: Christian Heiß
Videodesign: Lukas März, Anna Holter
Light Design: Jochen Massar
Dramturgue: Anne Richter
Photos: Judith Buss
With: Lucia Schierenbeck, Janosch Fries, Helene Schmitt, Simone Oswald, David Benito Garcia, Hardy Punzel, Michael Schroeder
Premiere: 24th of april 2021, Schauburg – Theater für junges Publikum München
An der Eisbachwelle in München treffen sich alle, auch Ronja, Rafik und Paula. Die Freunde haben viele Pläne für die Sommerferien, Hauptsache weg von hier. Dann bleibt Ronja plötzlich wirklich weg, und den Freunden fällt auf, dass sie nicht mal wissen, wo genau sie nach ihr suchen könnten.
Unsere städtische Gemeinschaft ist divers und vielfältig. Wer gehört dazu? Was teilen wir anderen von uns mit? Und was verheimlichen wir wem? Autor Florian Wacker begibt sich mit diesem Auftragswerk auf die Suche nach dem urbanen Lebensgefühl unserer Metropole. Wer ist mehr ein Münchner, eine Münchnerin: Der zufällig hier Geborene oder die bewusst hierher Geflüchtete? Die Eisbachwellen-Surferin oder der Schwimmer mit Isar-Card? Der berittene Polizist bei Tag oder der Taxifahrer mit Nachtschicht? Der Autor Florian Wacker hat schon in vielen Städten Deutschlands gelebt. Sein Jugendroman „Dahlenberger“ wurde wiederholt ausgezeichnet. „Eisbachwelle“ ist sein erstes Schauspiel für junges Publikum.
Press Comments
„Der Autor, Film- und Theaterregisseur Johannes Schmid hat aus den verrätselten Text-Fragmenten mit behutsamer Hand ein Panorama des modernen München erstellt. (…) Fernab der Klischeebilder in Weiß-Blau, dafür voller Unbehauster, an den Rand Gedrängter und voller Teenager, die überall lieber sein wollen als daheim. (…) Schmid gelingen starke Bilder von hoher Symbolkraft. (…) Es steckt viel drin, in diesem assoziationsstarken Stück. Jeder Zuschauer ab 10 wird in dieser herausfordernden Inszenierung den eigenen Blick geweitet wissen. (…) Nichts ist definitiv erklärbar, alles ist in Bewegung, verändert sich und fließt. Wie in frisch geschlossenen Freundschaften. Wie einfach überall im Leben.“
(Ulrike Frick, Münchner Merkur)
„Alles ist hier im Fluss und in Bewegung, die Jugendlichen, ihre Herkunft, ihre Identität. Wie im richtigen Leben (…) Mitreißende Energie wird freigesetzt, choreografiert von Anna Holter. Wasser strömt auch in den atmosphärisch dichten Tanz-Videos, die rundum an die Wände projiziert werden.“
(Barbara Hoydorch, Süddeutsche Zeitung)
„Es ist Sommer, Ferien, sie treffen sich am Eisbach, fläzen am Boden rum, bisschen mit den Smartphone spielen, quatschen. Ronja, Paula und Rafik liegen in der Mitte der Holztribünenarena, (…) über den Rängen läuft das Wasser, auf Videos. Der Eisbach. Die Schauburg hat bei Florian Wacker, dem Frankfurter Autor Jahrgang 1980, ein Stück in Auftrag gegeben. Über jugendliches Leben in der Stadt München. Über Freundschaft und Fremdheit. Und Wacker umschifft in seinem Text geschickt jeden Zeigefinger, den er als Älterer den Jungen, womöglich noch pädagogisch wertvoll, zeigen könnte. „Eisbachwelle“ ist ein Stück mit vielen Fragen, ohne allwissende Antworten, ein immer wieder rätselhaftes Hineinspüren und Zeigen pubertären Strudelns, konkrete Situationen wechseln mit Erinnerungen, Geständnissen, Ausflügen ins Philosophische. Eines Tages ist Ronja weg ist, und irritiert merken die Freunde, wie wenig sie eigentlich von ihr wissen, nicht mal, wo sie wohnt, nicht mal den Nachnamen. Und so folgen wir der Suche in den 90 Minuten, eine Suche, die Regisseur Johannes Schmid einfühlsam und spannend gestaltet, ohne dass daraus ein echter Krimi würde. Lucia Schierenbeck, Helene Schmitt und Janosch Fries in den drei zentralen Rollen lassen uns nach und nach in ihre Figuren hineinschauen: von Flucht und Ankommen, von der kranken Mutter, von Sehnsüchten, und Liebe und Eifersucht kommt der Freundschaft auch in die Quere. Einblicke, die schnell auch wieder weg sind – dann bricht wieder die Lebenslust durch und sie toben sich im imaginierten Eisbach frei, zusammen mit den anderen – Simone Oswald, Hardy Punzel, Michael Schröder, David Benito Garcia, die neben Freunden auch Eltern, Nachbarn, Taxifahrer spielen. (…) Der Beifall: lang und deutlich für das Team der Schauburg und auch für den Autor – für ein berührendes, kunstvolles, nicht zu Ende erklärtes Stück, über das nicht nur die Zielgruppe (12 – 16 Jahre) trefflich diskutieren kann.“
(Peter Eidenberger, In-München)
„Dem Thema Eisbachwelle, das ja durchaus sonnige Assoziationen auslösen kann, verleiht Florian Wacker einen dunklen Krimi-Ton. (…) Nebenbei entstehen so schöne Figurenporträts, die Regisseur Johannes Schmid nun mit einem großen Teil des Schauburg-Ensembles auf die Bühne bringt. Während Lucia Schierenbeck, Janosch Fries und Helene Schmitt als Ronja, Rafik und Paula feste Rollen spielen und die Freundschaft untereinander so heiter etablieren, dass Ronjas Verschwinden dann wirklich eine Lücke schlägt, bevölkern David Benito Garcia, Simone Oswald, Hardy Punzel und Michael Schröder das Umfeld gekonnt mit diversen Figuren. (…) Zwischendurch setzen sie sich auch auf die aufsteigenden, aus Holz gebauten Publikumsränge, die Ausstatter Michael Kraus in einer Halb-Schlaufe um die Spielmitte arrangiert hat. Die Wärme, die dieser Abend verströmt, die verspürt man auch in direkter sinnlicher Präsenz, wenn neben einem eine Schauspielerin oder ein Schauspieler sitzt. (…) Alles ist im Fluss, die Stimmungen ändern sich ständig. Die Musik von Taison Heiß changiert zwischen sanfter Elektronik und härteren, urbanen Klängen, und auch die eingestreuten Videos von Lukas März und Anna Holter, die über den Zuschauerrängen projiziert werden, bleiben bewusst diffus. (…) Gegen Ende simuliert das Ensemble auf dem Boden, wie das aussieht, wenn man von einem Bach weggerissen wird. Toll sieht das aus. Und gefährlich. Um den Strömungen der Zeit nicht ausgeliefert zu sein, braucht es starken Zusammenhalt.“
(Michael Stadler, Abendzeitung)