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Stage

The Fairy Queen

Semi-Opera by Henry Purcell after William Shakespeare’s „A Midsommer Night’s dream“

 

Conductor: Robert Howarth
Stage Director: Johannes Schmid
Choreographer: Marcel Leemann
Stage and Costume Design: Michael S. Kraus
Light Design: Andreas Volk
Dramaturge: Serge Honegger
Photographer: Tanja Dorendorf

 

with:

Soloists:
Simone Riksmann (Sopran), Alison Trainer (Sopran), Evelyn Pollock (Sopran), Sam Boden (Haute-Contre), Erlend Tvinnereim (Tenor), David Maze (Bariton), Wade Kernot (Bass)

Actors:

Titania: Anette Wunsch
Oberon: Matthias Albold
Puck: Christian Hettkamp
Hermia: Hanna Binder
Lysander: Julian Sigl
Helena: Lea Marlen Woitack
Demetrius: Romeo Meyer
Theseus: Alexandre Pelichet

 

and the dancers of Tanzkompagnie Theater St. Gallen

Opernchor Theater St. Gallen

Sinfonieorchester Theater St. Gallen

 

Premiere: 10th of march 2012

 

www.theatersg.ch

Press Comments

 

Gesamtkunstwerk der feinen englischen Art. Regisseur Johannes Schmid bringt Henry Purcells The Fairy Queen als lebenspralles Musik-, Tanz- und Sprechtheater auf die St. Galler Bühne. Dirigent Robert Howarth verbindet Bodenhaftung mit Spezialistentum.
In Konstanz kennt man ihn bereits ganz gut. Dort hat der Regisseur Johannes Schmid Kafkas Der Prozess und Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt auf die Theaterbühne gebracht. Auffälligerweise sind beide Stücke keine Dramen, sondern Prosatexte. Offenbar mag es Schmid, wenn er mehr tun muss, als bloß ganz klassisch Regie zu führen. Das gilt auch für seine neueste Produktion, die nun am Theater in St. Gallen Premiere hatte: The Fairy Queen mit Musik des englischen Barockkomponisten Henry Purcell. Man spricht von einer „Semi-Opera“, und das bedeutet eben, dass sie nur zur Hälfte eine „Oper“ ist. Der andere Teil besteht aus Schauspiel und Tanz. (…) Heutige Aufführungen stehen da vor einem Problem. Über die damalige Choreografie weiß man wenig bis nichts, ein Textbuch der Shakespeare-Bearbeitung ist zwar überliefert, lässt sich aber mit den Musiknummern von Purcell nicht gut in Einklang bringen. Da muss eine bearbeitende Hand her – ein Fall für Johannes Schmid. Der versammelte im Theater St. Gallen die Kräfte aus Schauspiel, Tanz und Oper und schuf so ein spartenübergreifendes und lebenspralles Theaterstück, das ebenso stimmig wie stimmungsvoll gelang und einen am Ende des Abends mit der Überzeugung entließ, dass das Werk auch zu Purcells Zeit genau so und nicht anders aufgeführt worden sein muss.
(…) Getragen wird die Handlung von Shakespeares Text in einer von Johannes Schmid und dem Dramaturgen Serge Honegger bearbeiteten Übersetzung von August Wilhelm Schlegel. Er ist natürlich gekürzt, um der Musik Raum zu geben, und konzentriert sich dabei auf die Geschichte zwischen dem Elfenpaar
Titania (Annette Wunsch) und Oberon (Matthias Albold) sowie auf die beiden Menschenpaare Hermia (Hanna Binder) und Lysander (Julian Sigl), Helena (Lea Marlen Woitack) und Demetrius (Romeo Meyer). Sie alle bringen das Verwirrspiel mit Verve und Lebendigkeit, temporeich und natürlich auf die Bühne. Eigenwillig, aber grandios auch der hochgewachsene Christian Hettkamp als verschlagen-listiger Puck. Die Rolle des Bottom übernimmt nun ein betrunkener Poet. David Maze (von Ausstatter Michael S. Kraus mit Shakespeare-Bärtchen versehen) kostet die Komik seiner musikalischen Nummern – im Verein mit dem Orchester – und seine Verwandlung zum Esel voll aus. Die Musik schaltet sich immer wieder in die Handlung ein, verbindet sich mit ihr, lässt sie innehalten, fasst die Gefühle einzelner Figuren in Musik und erzählt auch eigene kleine Geschichten. Die Soprane Evelyn Pollock, Simone Riksman und Alison Trainer, der ganz ausgezeichnete hohe Tenor Samuel Boden, Tenor Erlend Tvinnereim und Bass Wade Kernot stehen vor allem für qualitätsvollen Ensemblegesang ein. Die Bühne lässt mit ihrem Streifenmuster Raum für Assoziationen, erinnert an Wald ebenso wie an eine Schlafmohnblüte, zitiert im zentralperspektivisch ausgerichteten Aufbau aber auch eine Barockbühne. Die fantasievollen Kostümen tragen schließlich ihren Teil bei zu dieser zeitgemäßen, aber nie erzwungen zeitbezogenen Produktion, die einem als traumhaft in Erinnerung bleiben wird – und nicht nur in Sommernächten.
(Elisabeth Schwind in Südkurier vom 15. März 2012)

 

Shakespeare im Rausch! Süffige Musik, barocke Schau- und Spiellust greifen in Purcells Semi-Oper The Fairy Queen magisch ineinander. Am Samstag hatte die zauberhaft frivole Dreisparten-Kopulation Premiere!
Amor hat in dieser Sommernacht keine glückliche Hand. Wie denn auch, wenn er die Arbeit einem quecksilbrigen Elf mit Namen Puck überlässt. (…) Die Leidtragenden, wir wissen es aus Shakespeares Zauberspiel, sind vier junge Athener. (…) Ihre jugendfrische Verliebtheit gerät durch Pucks Pfuscherei gründlich durcheinander, schlägt um in wüste Beschimpfungen – das machen Hanna Binder, Julian Sigl, Lea Marlen Woitack und Romeo Meyer mit solcher Inbrunst, dass es die Leidenschaften erst recht anstachelt. Und Puck alias Christian Hettkamp beim Zuschauen durchaus Behagen bereitet. (…) Einmal mehr ist Hettkamp der Joker des Schauspielensembles, so unberechenbar, wie es sich für einen Puck gehört. Der Rest lässt sich von Shakespeares schöner Sprache und den erotischen Reizen eines indischen Knaben bezirzen, allen voran Anette Wunsch als Titania und Matthias Albold als jovialer Oberon. Man könnte auch getrost die Augen schliessen und geniessen – hätte dann aber doch das reizvolle Gesamtkunstwerk verpasst, das Regie und Ausstattung, Choreographie und Lichtdesign wie ein barockes Feuerwek abbrennen: mit Hilfe eines hellwach träumenden Bühnenvolks aus Tanzcompagnie, Sängern, Schauspielern und nicht zuletzt den Musikern des Sinfonieorchesters St. Gallen. Die nämlich liefern den Treibstoff, aus dem die Feenträume sind: In sichtbarer Gestalt einer Schnapsflasche, die aus dem Graben hochgereicht wird. Aber vor allem als Ohrendroge einer zündenden Musik, die so eingängig wie mitreissend, so lautmalerisch wie majestätisch die Traumbilder einer Sommernacht vorgaukelt – nicht nur dem schnarchend seinen Rausch ausschlafenden Dichter im Proszenium. Einer Rolle, die Bariton David Maze ein Höchstmass an komischer Verausgabung abfordert: sowohl (…) als lausiger Poet ohne Idee, als auch (…) mit Eselsohren durch seinen eigenen Traum geisternd, stellt er sich stimmlich von Kopf bis Huf auf melodischen Galopp und Volksbelustigung ein. (…) Die Bühne konzentriert den Blick auf ein quadratisches, leicht angeschrägtes Podest: das Spielen und Zuschauen wird damit Teil der Handlung, Versenkungen, Spiegel und ein schwimmend im Schnürboden aufgehängter Ruck erweisen dem Barocktheater Reverenz. Auch hinternklopfende, pointiert choreographierte Belustigungen dürfen nicht fehlen: musiziert jedenfalls wird selbst die Eselsorgie dann doch sehr delikat. Mit Robert Howarth am Pult erweist sich das Orchester historisch informiert (…). Als Wildschwein im Duett mit dem in allen Lagen souveränen Bass Wade Kernot sichert sich Talison Trainer langfristig Sympathien (…). Evelyn Pollock hat einen stimmungsvollen Auftritt als Allegorie der Nacht, doch für barocke Stimmpracht stehen vor allem der englische Countertenor Samuel Boden und Tenor Erlend Tvinnereim mit lyrisch hellem Timbre. So tänzerisch die Schauspielier und Gesangssolisten sich in der barock stilisierten Urwald-Projektion bewegen, so fliessend gehen Arien und Songs Tanzeinlagen und fein ausbalancierter Ensemblegesang in Spielszenen über und umgekehrt. Einen Abend lang vernebelt das Dreispartentheater dem Publikum die Sinne, verwischt die Zugehörigkeiten. So feiert The Fairy Queen am Schluss nicht nur die Doppelhochzeit der jungen Athener, sondern auch eine glückliche Vereinigung der Bühnenkünste.
(Bettina Kugler in St. Galler Tagblatt vom 12.03.2012)

 

Das Theater St. Gallen spielt Henry Purcells Fairy Queen und unterhält bestens mit Shakespeare und Barock! (…) Für das Dreispartenhaus ist es besonders reizvoll, dass es hier Sänger, Tänzer und Schauspieler in einer Produktion vereinen kann, für den Zuschauer, dass er mühelos der deutsch gesprochenen Handlung um den Ehestreit im Hause Oberon folgen und sich zugleich dem Zauber der Barockmusik samt der englisch gesungenen allegorischen Arien und Chöre hingeben kann. Während die zwei Menschenpaare im nächtlichen Wald ihre Liebeswirren erleben und erleiden, umgibt sie der Spuk der Elfen und der Gesang der allegorischen Figuren wie Nacht, Geheimnis oder Wunderblume, ein betörend schöner Gesang zur Musik, die unter der Leitung von Robert Howarth schlank und transparent erklingt.Und immer ist der Poet präsent, der um Ideen ringt, sich unter seine Figuren mischt und von Regisseur Johannes Schmid sogar zu Titanias Esel gemacht wird (…). Michael Kraus’ Ausstattung vereint Strenge mit phantastischen Elementen. In den Kostümen dominieren Schwarz und Weiß und lassen doch sehr viel Phantasie zu, ebenso wie Marcel Lehmanns Choreografie für die wuseligen Elfen, in deren Mitte sich ein drahtiger Puck bewegt.
(Vorarlberger Nachrichten vom 12.03.2012)